Hier beispielhaft die Einleitung:
Kapitel 1: Wie bewerte ich, ob sich eine Solaranlage lohnt?
Normalerweise gibt es auf diese Frage zwei einfache Antworten:
1.Wenn sie sich finanziell rentiert, sie also mehr Geld erwirtschaftet als Kosten verursacht hat.
2. Wenn sie einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten kann und somit zu einer geringeren Umweltbelastung führt.
In Bezug auf unsere Fahrradwohnwägen sieht die Welt jedoch ein wenig anders aus. Aufgrund der kurzen Ausfahrtszeiten wird sich unsere Anlage in rein finanzieller Sicht niemals rentieren können. Sie hat schlicht zu wenig Zeit in der Sonne, um genügend Energie umzuwandeln. Wir müssten schon eine Gesamtfahrtzeit von mehreren Jahren bis Jahrzenten zusammenbekommen, was die Lebensspanne unserer Gefährte wohl weit übersteigt. Auch der positive Umweltaspekt ist aufgrund dieser geringen Energieerzeugung eher fraglich, steht dieser erwirtschafteten Energie weiterhin die Herstellung der Panele und Ladeelektronik entgegen.
In unserem Fall geht es also um andere Kriterien. Diese möchte ich so zusammenfassen:
„Eine Solaranlage lohnt sich, sobald sie während einer Ausfahrt mehr Energie erwirtschaftet als alternativ mit einem zusätzlichen Akku gleichen Gewichts bzw. gleicher Kosten hätte mitgeführt werden können.“
Dieser Definition liegt die Tatsache zu Grunde, dass eine Solaranlage in der Anschaffung Kosten verursacht als auch zusätzliches Gewicht bedeutet. Beide Faktoren sind nicht zu vernachlässigen. Gleichzeitig sind wir zur Energieerzeugung auf die Sonne angewiesen, was große Unsicherheit für längere Ausflüge bedeuten kann. Wir sind also stets besser beraten, wenn wir statt einer Solaranlage einfach einen weiteren Akku mitnehmen, welcher uns die benötigte Energie unabhängig vom Sonnenstand jederzeit zur Verfügung stellen kann. Je nachdem, ob das mitgeführte Gewicht oder die anfallenden Kosten für uns entscheidend sind, müssen wir die Solaranlage also immer mit entsprechend schweren bzw. entsprechend teuren Akkus vergleichen. Erst, wenn sie auf unserer Ausfahrt mehr Energie erwirtschaften kann als wir alternativ mit einem Akku ohnehin dabeigehabt hätten, war es eine kluge Idee, auf eine Solaranlage zu setzen.
Die während einer Ausfahrt generierte Energiemenge hängt dabei insbesondere von folgenden Faktoren ab:
· Größe der Solarpanele
· Lade- und Umwandelverluste
· Sonnenstrahlung und Bewölkung
· Dauer der Ausfahrt
Je größer wir unsere Solarpanele dimensionieren, desto mehr Leistung können diese liefern. Gleichzeitig steigen jedoch auch das Gewicht und die Kosten der Anlage, weshalb wir alternativ einen schwereren und teureren Akku hätten mitnehmen können. Eine reine Vergrößerung der Solaranlage scheint pauschal also keine Lösung zu sein, damit unsere Anlage einen Mehrwert für unsere Ausfahrt bringt.
Ladeverluste wiederrum hängen insbesondere von der Art ab, wie wir die Solaranlage in unseren Wohnanhänger integrieren können. Je nach Anzahl und Qualität der benötigten Komponenten zum Laden unseres Akkus fallen diese Verluste mehr oder weniger stark ins Gewicht. Gänzlich vermeiden lassen sie sich jedoch nicht, weshalb eine Minimierung der Verluste zwar wünschenswert, häufig aber nur sehr bedingt möglich ist. Genaueres hierzu beschreibe ich in Kapitel 3.1.3.
Da wir das Wetter nicht beeinflussen können, bleibt als letzte Stellgröße zur Steigerung unseres Solar-Energieertrags nur eine Erhöhung unserer Ausfahrtszeit. Desto länger wir mit unserem Wohnwagen unterwegs sind, desto mehr Zeit hat unsere Solaranlage, um unseren Akku mit Sonnenenergie aufzuladen. Bei der alternativen Mitnahme eines zusätzlichen Akkus profitieren wir hingegen nicht von einer längeren Ausfahrtszeit. Eine Solaranlage wird mit ausreichend langer Zeit stets der Gewinner dieses Vergleichs sein.
In Summe ist die entscheidende Frage also nicht, ob eine Solaranlage den Vergleich mit einem Akku gewinnen kann, sondern wann sie diesen Vergleich gewinnt.
Um zu bestimmen, ab wann sich unsere Solaranlage lohnt, müssen wir also abschätzen, wie viel Energie sie über einen Tag hinweg generieren wird. Anschließend können wir die Kosten und Gewicht der Anlage in Relation zu einem Akku gleichen Gewichts bzw. gleicher Kosten setzen und schauen, ob der Energieertrag höher liegt als die Kapazität des entsprechenden Akkus.
Anmerkung:
In der Praxis gibt es selbstverständlich noch eine weitere, einfache Möglichkeit die eigene Reichweite zu erhöhen: das Laden an Ladesäulen oder 230V Anschlüssen. Da diese Variante jedoch eigene Vor- und Nachteile mit sich bringt, gehe ich im Folgenden davon aus, dass uns keine solche Nachlademöglichkeiten auf unserer Route zur Verfügung stehen. In der Praxis sollte sich eine Tour in Deutschland jedoch immer so gestalten lassen, dass mindestens eine Ladesäule am Tag angefahren werden kann. Aufgrund der niedrigeren Kosten und des geringen Gewichts eines Ladeadapters wird diese Möglichkeit also für die meisten Fahrradwohnwagenbesitzer die wohl sinnvollste Methode sein, um längere Ausfahrten anzutreten.