Camping im Wohnwagen liegt im Trend. Auch bei Stefan Keppler. Der 59-jährige Eisenacher zieht hin und wieder seinen regentonnengrünen Anhänger aus der Garage und macht ihn reisefertig. Mit wenigen Handgriffen ist er angekuppelt und der Ausflug kann beginnen. Mit dem Fahrrad.
Keppler ist in der Wartburgstadt vielen als Fahrer eines vierrädrigen Lastenrades bekannt. Mit seiner aerodynamisch verkleideten Spitze sieht dies sehr futuristisch aus. Zum genaueren Hinsehen bleibt meist keine Zeit – Keppler ist stets flott unterwegs.
Den Eisenacher kann man getrost radverrückt nennen. Kein Wunder, ist er doch in Erlangen, einer der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands aufgewachsen. Die fränkische Großstadt führt das Ranking im aktuellen ADFC-Fahrradklimatest bei den Orten über 100.000 Einwohner klar an. Dass Stefan Keppler sein Tagwerk größtenteils mit und auf seinen Rädern verbringt, hat allerdings einen eher traurigen Hintergrund.
Der Traum von einer Radtour mit Wohnanhänger nach Ungarn
Den Bauplan entdeckte er im Internet, das Material gab’s in der Gartenabteilung des Baumarktes. Reisefertig wiegt der Anhänger 108 Kilogramm. Natürlich hat Keppler auch hier Nabenmotoren verbaut. Und hydraulische Scheibenbremsen. „Mit Auflaufbremsfunktion!“, betont der Tüftler und demonstriert die verblüffend einfache Technik.
Die Solarzellen auf dem Dach dienen allerdings nur der Beleuchtung des Wageninneren. Darin ist Platz für eine Liegefläche. Mehr braucht es auch nicht, denn für diese Art Urlaub ist Ehefrau Heike doch nicht zu begeistern. Daneben finden sich Ablagen für Gepäck, Werkzeug, Batterien und Küchenutensilien. Kaum war der Anhänger 2021 fertig, fuhr „Daniel Düsentrieb“ damit zum 1. Internationalen Fahrradwohnwagentreffen nach Gera-Wünschendorf. Dort war Keppler unter zahlreichen Gleichgesinnten und schaffte es mit seinem Fawowa – so die gängige Abkürzung für Fahrradwohnwagen – in einen Fernsehbeitrag von „Außenseiter Spitzenreiter“. Inzwischen war Keppler mit seinem Gespann bei weiteren Treffen in Forchheim und Hasselfelde. „Mein Traum ist eine Rundreise mit dem Fahrradwohnwagen durch Deutschland und eine Fahrt nach Ungarn“, bekennt Keppler und plant bereits einen Neubau.
Den Eisenacher Radverkehr findet Stefan Keppler übrigens ganz okay. Kein Wunder, benutzt er doch Radwege relativ selten. „Die Poller und Umfahrsperren sind das Ärgernis“, erklärt Keppler. „Aussichtslos, da mit Anhänger oder auch nur mit einem Trike durchzukommen.“
Bild und Text: www.thueringer-allgemeine.de