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  • 2023 - Co2-neutraler reisen geht kaum: Aber sind Fahrrad-Wohnwagen auch bequem

01010000 hier eine Bildschirmaufnahme von dem Interview.

Co2-neutraler reisen geht kaum: Aber sind Fahrrad-Wohnwagen auch bequem?
Sie mögen zwar nicht so gerĂ€umig sein wie ihre Sprit-schluckenden vierrĂ€drigen Wohnmobil-Kollegen, aber Fahrrad-WohnwĂ€gen finden immer mehr Fans. Ein paar davon trafen sich in Regensburg. Sie erklĂ€ren, wie komfortabel man trotz KĂ€lte reisen kann und warum sie ihre „FaWoWa“ selber bauen.

In den vergangenen Jahren bauten schließlich erste Firmen die WĂ€gen professionell in Serienfertigung. Echte Enthusiasten aber bauen sie noch selbst. AnhĂ€nger auf zwei RĂ€dern, gerade groß genug, um ausgestreckt darin zu liegen – und das soll bequem sein? Ja, finden Fans! Am Wochenende trafen sich solche Enthusiasten in Regensburg. „Das Basteln ist schon ein großer Spaß“, sagt Patrick Sieradski, wĂ€hrend er das Vordach seines limettengrĂŒnen WohnanhĂ€ngers aufbaut. Der 43-jĂ€hrige Regensburger fand im Internet zu dem Hobby und fand nebenbei auch noch eine aktive „FaWoWa“-Gemeinschaft gleichgesinnter Bastler.

Supermarkt-Kunden starren auf Fahrrad-Wohnwagen
„Offline“ sind Besitzer solcher GefĂ€hrte noch eher Exoten. „Wie ich hier hergefahren bin, habe ich beim Lidl noch schnell was eingekauft, da standen schon wieder zwei, drei Leute vor meinem AnhĂ€nger“, erzĂ€hlt GĂŒnter Blaszak mit einem kurzen Grinsen. Was das fĂŒr ein Teil sei, wie viel das koste, die ĂŒblichen Fragen. Mit Stolz beantwortet Blaszak alles rund um seinen selbstgebauten AnhĂ€nger. Dabei bemĂŒht er nicht viele Worte: „300 Euro“, sagt der 69-JĂ€hrige aus der NĂ€he von Schierling und deutet mit einer schwungvollen Handgeste auf seinen knallgelben AnhĂ€nger.

Neben unzĂ€hligen Stunden liebevoller Handarbeit sollen hier nur 300 Euro drinstecken: Zum Großteil ist sein Wohnwagen aus Sperrholz und Schrott zusammengeschustert. Dazu kommt ein gĂŒnstiges Solardach und eine Kochplatte. Das sei eher im Budget einer durchschnittlichen Rente als Weltreisen und Luxus-Camper, sagt Blaszak. Und außerdem sei es der Inbegriff von umweltfreundlichem Reisen: „Mein Co2-Abdruck ist Null.“

Minimalistische Fahrrad-Wohnwagen in Regensburg
Alle AnhĂ€nger, die am Wochenende in Regensburg zusammenkamen, waren Ă€hnlich minimalistisch. Dennoch steckt oft mehr drin, als man denkt. Ein Bett, eine Mini-KĂŒche, eine LĂŒftung, Heizung, Licht, Stauraum – wenn Patrick Sieradski aufzĂ€hlt, was er in seinem 2,4 Meter langen, 90 Zentimeter breiten und 1,5 Meter hohen Kasten so unterbringt, fehlt eigentlich nur noch ein Bad. „Das wĂ€re zu viel“, sagt er. Aber dafĂŒr gebe es ja SanitĂ€rhĂ€user auf CampingplĂ€tzen.

Dennoch: Die große Freiheit des Fahrradcampings macht auch gerade aus, so viele Orte zu haben, an denen man rasten kann. Wohl niemand weiß davon mehr als Björn Grotheer. Der 42-JĂ€hrige ist seit inzwischen 6700 Kilometern auf Reise mit dem Fahrrad-AnhĂ€nger. Ein festes Zuhause hat er nicht mehr. Selbst der Winter hĂ€lt ihn nicht auf. „Aber der Schnee jetzt war höllisch“, erzĂ€hlt er. Und auch das Donauhochwasser habe ihn auf seinem Weg nach Regensburg einige Male den Radweg abgeschnitten. All seine Erfahrungen dokumentiert er im Internet unter dem Titel „Homeless on tour“.

„Wir haben schon alle ein bisschen einen Schlag“, sagt GĂŒnter Blaszak. FĂŒr 2024 plane er eine gut 4000 Kilometer lange Reise von Schierling aus durch Deutschland, an den Bodensee und die Ostsee und wieder zurĂŒck. Im Sommer, so sagt er, sei es herrlich im Fahrrad-Wohnwagen. Überall wo man sei, treffe man tolle Menschen, die sich stets fĂŒr seinen Wohnwagen interessieren wĂŒrden oder eine Übernachtung auf dem eigenen GrundstĂŒck oder der Wiese erlauben wĂŒrden.

Inspiration bei Fahrrad-Wohnwagen: „Das brauche ich auch!“
„Ich sehe das als Lebensphilosophie. Es ist nicht nur das Reisen, sondern auch was ich erlebt habe mit Leuten, die Gastfreundschaft in Deutschland“, sagt GĂŒnter Blaszak, „was besseres gibt‘s nicht fĂŒr mich.“

Und die Schar der FaWoWa-Fans wĂ€chst. Andreas Rackel fĂ€hrt quasi tĂ€glich mit seinem Sitzrad aus Wald kurz hinter der Landkreisgrenze nach Regensburg. Jetzt will er sich auch einen Wohnwagen-AnhĂ€nger bauen. „Ich hole mir hier Inspiration“, sagt er, „als ich zu ersten Mal auf Youtube so einen Wagen gesehen habe, dachte ich mir: Das brauche ich auch!“

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