Co2-neutraler reisen geht kaum: Aber sind Fahrrad-Wohnwagen auch bequem?
Sie mögen zwar nicht so geräumig sein wie ihre Sprit-schluckenden vierrädrigen Wohnmobil-Kollegen, aber Fahrrad-Wohnwägen finden immer mehr Fans. Ein paar davon trafen sich in Regensburg. Sie erklären, wie komfortabel man trotz Kälte reisen kann und warum sie ihre „FaWoWa“ selber bauen.
In den vergangenen Jahren bauten schließlich erste Firmen die Wägen professionell in Serienfertigung. Echte Enthusiasten aber bauen sie noch selbst. Anhänger auf zwei Rädern, gerade groß genug, um ausgestreckt darin zu liegen – und das soll bequem sein? Ja, finden Fans! Am Wochenende trafen sich solche Enthusiasten in Regensburg. „Das Basteln ist schon ein großer Spaß“, sagt Patrick Sieradski, während er das Vordach seines limettengrünen Wohnanhängers aufbaut. Der 43-jährige Regensburger fand im Internet zu dem Hobby und fand nebenbei auch noch eine aktive „FaWoWa“-Gemeinschaft gleichgesinnter Bastler.
Supermarkt-Kunden starren auf Fahrrad-Wohnwagen
„Offline“ sind Besitzer solcher Gefährte noch eher Exoten. „Wie ich hier hergefahren bin, habe ich beim Lidl noch schnell was eingekauft, da standen schon wieder zwei, drei Leute vor meinem Anhänger“, erzählt Günter Blaszak mit einem kurzen Grinsen. Was das für ein Teil sei, wie viel das koste, die üblichen Fragen. Mit Stolz beantwortet Blaszak alles rund um seinen selbstgebauten Anhänger. Dabei bemüht er nicht viele Worte: „300 Euro“, sagt der 69-Jährige aus der Nähe von Schierling und deutet mit einer schwungvollen Handgeste auf seinen knallgelben Anhänger.
Neben unzähligen Stunden liebevoller Handarbeit sollen hier nur 300 Euro drinstecken: Zum Großteil ist sein Wohnwagen aus Sperrholz und Schrott zusammengeschustert. Dazu kommt ein günstiges Solardach und eine Kochplatte. Das sei eher im Budget einer durchschnittlichen Rente als Weltreisen und Luxus-Camper, sagt Blaszak. Und außerdem sei es der Inbegriff von umweltfreundlichem Reisen: „Mein Co2-Abdruck ist Null.“
Minimalistische Fahrrad-Wohnwagen in Regensburg
Alle Anhänger, die am Wochenende in Regensburg zusammenkamen, waren ähnlich minimalistisch. Dennoch steckt oft mehr drin, als man denkt. Ein Bett, eine Mini-Küche, eine Lüftung, Heizung, Licht, Stauraum – wenn Patrick Sieradski aufzählt, was er in seinem 2,4 Meter langen, 90 Zentimeter breiten und 1,5 Meter hohen Kasten so unterbringt, fehlt eigentlich nur noch ein Bad. „Das wäre zu viel“, sagt er. Aber dafür gebe es ja Sanitärhäuser auf Campingplätzen.
Dennoch: Die große Freiheit des Fahrradcampings macht auch gerade aus, so viele Orte zu haben, an denen man rasten kann. Wohl niemand weiß davon mehr als Björn Grotheer. Der 42-Jährige ist seit inzwischen 6700 Kilometern auf Reise mit dem Fahrrad-Anhänger. Ein festes Zuhause hat er nicht mehr. Selbst der Winter hält ihn nicht auf. „Aber der Schnee jetzt war höllisch“, erzählt er. Und auch das Donauhochwasser habe ihn auf seinem Weg nach Regensburg einige Male den Radweg abgeschnitten. All seine Erfahrungen dokumentiert er im Internet unter dem Titel „Homeless on tour“.
„Wir haben schon alle ein bisschen einen Schlag“, sagt Günter Blaszak. Für 2024 plane er eine gut 4000 Kilometer lange Reise von Schierling aus durch Deutschland, an den Bodensee und die Ostsee und wieder zurück. Im Sommer, so sagt er, sei es herrlich im Fahrrad-Wohnwagen. Überall wo man sei, treffe man tolle Menschen, die sich stets für seinen Wohnwagen interessieren würden oder eine Übernachtung auf dem eigenen Grundstück oder der Wiese erlauben würden.
Inspiration bei Fahrrad-Wohnwagen: „Das brauche ich auch!“
„Ich sehe das als Lebensphilosophie. Es ist nicht nur das Reisen, sondern auch was ich erlebt habe mit Leuten, die Gastfreundschaft in Deutschland“, sagt Günter Blaszak, „was besseres gibt‘s nicht für mich.“
Und die Schar der FaWoWa-Fans wächst. Andreas Rackel fährt quasi täglich mit seinem Sitzrad aus Wald kurz hinter der Landkreisgrenze nach Regensburg. Jetzt will er sich auch einen Wohnwagen-Anhänger bauen. „Ich hole mir hier Inspiration“, sagt er, „als ich zu ersten Mal auf Youtube so einen Wagen gesehen habe, dachte ich mir: Das brauche ich auch!“