Ebenso wie Kai, bin auch ich gerade dabei einen PMF Camper zu bauen und konnte schon einiges an Erfahrungen sammeln.
Wegen dem doch recht ausgefallenen Designs ist es in meinem Fall jedoch nicht möglich, den Camper am Stück zu laminieren. Deshalb arbeite ich in Segmentbauweise. So ist es möglich, praktisch jedes Designs auch in PMF umzusetzen. Alle Segmente, 65 an der Zahl, wurden separat laminiert. Ich nutze dafür sogenanntes Sommer-Leinen, dieser Stoff ist beinahe glatt wie Seide und wiegt nur 75g/qm. Das gesamte Laminat wiegt somit am Ende unter 100g/qm.
Kurz zur Erklärung für diejenigen, die mit PMF nichts anzufangen wissen. Im Grunde ist es nichts anderes wie das Laminieren mit Glas oder Kohlefaser, GFK/CFK, nur wird an Stelle von Harz wasserfester Leim und an Stelle der Glasfaser Leinenstoff verwendet. Beides deutlich angenehmer zu verarbeiten.
Beim wasserfesten Leim bin ich der Empfehlung von Heiko (WOODIBIKER | DIY+) gefolgt und habe den Leimwerk Holzleim 1KD4 verwendet. Titebond und andere Leime wie die Amis sie beim PMF verwenden, sind bei uns einfach zu teuer.
Aufgetragen wird er mit der Rolle, der Rest läuft im Grunde ab wie beim Tapezieren. Bei XPS/Styrodur ist es von Vorteil mit 80er Sandpapier anzurauen, wie Tests von Heiko (WOODIBIKER | DIY+) gezeigt haben. Den Stoff zur Hälfte umschlagen, Leim auf der freien Seite auftragen, Stoff überschlagen und mit der Bürste glatt streichen, gefolgt von der anderen Seite. Anders als üblich habe ich den Stoff danach noch komplett aufgebügelt. Normalerweise werden nur Kannten oder widerspenstigen Stellen gebügelt, da so der Leim instant anzieht. Dies sollte man aber erst dann tun, wenn wirklich alles perfekt liegt. Nach dem Aufbügeln ist keine Korrektur mehr möglich. Ansonsten kann "jederzeit" anders als beim GFK, abgezogen und neu angesetzt werden.
Bei sehr glatten Stoff ist nach dem Laminieren kaum eine Struktur sichtbar, bei gröberem Stoff kann die Struktur leicht mit Fassadenfarbe geglättet werden. Die getrocknete Farbe wird dazu einfach mit 120er gefolgt von 240er-Schleifpapier nassgeschliffen. Vollkommen ausreichend für eine abschließende Lackierung mit der Rolle. Bei Sprüh-Lack wird es nötig sein, zusätzlich mit 1000er und 2000er nass feinzuschleifen.
Es kann sinnvoll sein, vor der Fassadenfarbe eine Schicht Acryl-Lack, oder wie in meinem Fall eine Schicht Epoxy aufzutragen. Dies verhindert, dass sollte man zu weit runterschleifen, das Leinengewebe beschädigt wird. Bei meinem leichten Leinen habe ich insgesamt gerade mal 750g Epoxy benötigt, mit einer Kurzflorrolle regelrecht ins Leinen "geprügelt". Das Epoxy gibt zudem etwas mehr Steifigkeit und Belastbarkeit. Bei schweren Leinen würde ich es jedoch nicht verwenden da dieser zu stark aufsaugen würde. Ebenfalls möglich ist hier eine weitere Schicht wasserfester Holzleim.
Welcher Leinenstoff verwendet wird, hängt davon ab, welches Ziel man verfolgt. Je dicker der Stoff, desto stabiler/belastbarer wird das Ganze, natürlich steigt dadurch aber auch das Gewicht. Für eine UL Bauweise, wie in meinem Fall, reicht ein leichter Leinen um die 80g. Die Amis hingegen bauen meist mit 200g +. Hier kann von Bettwäsche bis Leinwand tatsächlich so ziemlich alles genutzt werden.
Schon nach dem Laminieren ist das Ergebnis wirklich verblüffend.
Auf die Spitze getrieben schaut es nach dem Nassschleifen der Fassadenfarbe mir 2000er Papier dann so aus. Selbst der Fokus der Kamera kam darauf nicht mehr klar und ich musste ihm mit einer kleinen Dremel Diamantscheibe ablenken 🙂.
Hier noch eines meiner zusammengesetzten Hauptsegmente, um zu veranschaulichen, was mit PMF möglich ist. Und das vor allem vollkommen stressfrei auf ganz entspannt.
Nochmal deutlicher wird das Ganze auf den Bildern in meinem Blog zum Camper Bau, dort sind diese und weitere Bilder in 4K zu finden. https://diy-bike-camper.webnode.page/