Vier-Flüsse-Tour: Zwei Rentner aus Bitterfeld/Wolfen machen mit ihren Fahrradwohnwagen in Barby Station.
Barby/Bitterfeld/Wolfen. - „Die Freiheit des Reisens, gepaart mit der Fitness und Umweltfreundlichkeit des Fahrrads, macht den Fahrrad-Wohnwagen zu einer faszinierenden Option für Camping-Enthusiasten.“ So bringt es eine Internetseite der weltweiten Camping-Community auf den Punkt.
Als Thomas Klein (68) aus Bitterfeld und Andreas Engler (64) aus Wolfen Mitte dieser Woche auf dem Barbyer Marktplatz eine Rast einlegen, um im Stadtcafé etwas Kühles zu trinken, geschieht das ohne viel Aufsehen.
Der Grund sind 33 Grad im Schatten, die die Menschen zu Hause verharren lassen. Denn normalerweise bleiben die Leute neugierig stehen, wenn die beiden Männer mit ihren originellen Vehikeln irgendwo aufkreuzen. Liegeradler mit Elektro-Trikes – also Dreirädern mit Akkuunterstützung – sieht man ja immer mal wieder. Aber solche, die einen Campingwohnwagen im Schlepptau haben, sind auf dem Elbe- und Saaleradweg nicht allzu häufig.
„Ich nenne es meine rollende Schlafschachtel“, lächelt Thomas Klein und zeigt auf den Hänger hinter ihm. Derweil das E-Trike handelsüblich ist, hat der Bitterfelder seinen grün lasierten „Schlafwagen“ selbst gebaut. 20 Zoll-Räder, vier Millimeter Sperrholz und eine Zugvorrichtung aus Metall.
„Wenn der Hänger leer ist, wiegt er etwa 65 Kilogramm“, sagt der ehemalige Lehrer. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag habe er sich ablenken wollen und viel gebaut. Die „Schlafschachtel“ seines Tour-Kollegen und Maschinenbau-Ingenieurs Andreas Engler ist dagegen ein handelsüblicher Hänger, der es auf 55 Kilogramm bringt. Im Gegensatz zu Kleins Sperrholzkonstruktion ist es hier wasserdichtes Textil, das den Raum bildet.
Von Wolfen aus machen die beiden schwippen Rentner eine „Vier-Flüsse-Tour“. Es geht entlang von Mulde, Elbe, Saale und Fuhne. Pro Etappe sind rund 80 Kilometer eingeplant. Die erste Station bildete die Wegstrecke Wolfen-Barby bei stolzen 33 Grad im Schatten. Dabei wurden die Flüsse Mulde und Elbe abgehakt. In Barby setzten die Männer mit der Fähre über. Die erste Übernachtungsstation war der Seepark Barby.
Wie auch die Menschen mit von Autos gezogenen Campinganhängern stellten die Abenteurer ihre „Schachteln“ am Seepark ab, um abends mit dem Trike zum Wirtshaus zu strampeln.
Mittlerweile gibt es Treffen für Gleichgesinnte, die ihr Haus immer dabei haben. So machen die Vertreter dieser verrückten Fahrradwohnwagen in Luckenau bei Zeitz Station, um zu fachsimpeln. Dort findet Ende August das 4. deutsche Fahrrad-Wohnwagen-Treffen statt. Dann wird über Gewicht, Kosten und Pläne zum selber bauen, die Installation von Solarpaneelen oder Powerstationen diskutiert. Die Szene geht mit der Zeit.
Quelle: www.volksstimme.de