Ich versuche mich an einer Zusammenfassung. Was hab ich gelernt (teilweise durch diese Unterhaltung)?
Es stellt sich heraus, dass ich folgende Problemstellung habe:
Ich will betreiben:
1 Herdplatte (elektro) bzw. Campingkocher
1 Wasserkocher (für Wärmflaschen, die als Heizkörperersatz dienen)
1 Laptop
3 Handy und andere USB Stromverbraucher
1 E-Bartscherer
Licht (elektrisches). Das Licht ist optional, weil unter den USB Geräten bereits eine Stirnlampe ist.
1 Lötkolben
Wo/Wann will ich diese Geräte betreiben? Es gilt für alle:
A: auf Veloreise
B: zu Hause
C: zu Hause bei Stromausfall
D: (optional) Solarbetrieb auch ohne Einsatz eines Akkus
Das muss ich kreuzen zu einer Matrix und klapper die hintereinander ab:
Kochen:
Kochen auf Veloreise: Vorhandenen Dosenbrenner mit Spiritus betreiben. Es reizt mich, unterwegs stattdessen mit Elektroplatte zu kochen. Denn: Mein Spiritusverbrauch unterwegs erhöht meinen Energiedurchsatz (Fahrzeug läuft auf ca. 0,2 ltr/100 km Benzinäquivalent) deutlich. Möchte sagen, am Tag (100 km Durchschnittliches Fortkommen) brauch ich auch 0,1 oder 0,2 Liter Spiritus und das ist ohne ständig Kaffee kochen. Nur eine Mahlzeit kochen. Demnach brauche ich 50 bis 100% mehr Energie nur wegen dem Spirituskocher. Auf der anderen Seite habe ich von April bis September häufig Reisetage mit Energieüberschuss, wo ich also den Solarstrom, den meine 420Wp Anlage erzeugt, nicht mehr speichern kann, weil Akku voll. Da könnte ich also ohne Einschränkung meiner Reichweite sozusagen lediglich aus gerettetem Strom mein Essen kochen. Kehrseite davon ist aber: Dazu brauche ich eine E-Kochplatte (1,4 kg, 230VAC) und dann noch den hier ursprünglich besprochenen Wechselrichter 36VDC->230VAC (z.B. 2,8 kg für 1500 W Nennleistung). Dieses zusätzliche Gewicht gegenüber Spirituskocher plus 1 Liter Spiritus (insg. ca. 1 kg) macht das allerdings ziemlich unattraktiv. Auch die Größe von Wechselrichter und Kochplatte.
Wenn ich bei Spiritus bleibe, brauche ich hier nichts einkaufen. Alles vorhanden.
Kochen zu Hause: E-Herd in der Küche aus Starkstrom. Alles erledigt.
Kochen zu Hause bei Stromausfall: Spiritusbrenner. Es wäre schön, stattdessen eine Herdplatte am Wechselrichter aus Pedelecakku betreiben zu können. Mein großer Akku (2,8kWh) sollte in der Lage sein, dauerhaft 1kW zu leisten. Demnach einen 1,5kW Wechselrichter (reicht das bzgl. Einschaltstrom? ggf. zusätzlichen "Dimmer" vorschalten) und eine 800-1000 W Herdplatte auf 230VAC betreiben. Damit kann man schon was tun. Aber ist mir dieser Luxus das Wert jetzt einen Wechselrichter (170 €) und eine Herdplatte (30 €) anzuschaffen? Der Akku ist dann sowiso nach 3 Tagen leer. Obwohl...wenn ich immer fleissig aus PV nachlade...ich denke da noch drüber nach. Bei einem 3 Tage Stromausfall...ist da wirklich Kochen meine Sorge oder soll ich mir lieber ne Shotgun kaufen? Oder eben stattdessen ein paar Flaschen Spiritus bunkern und auf der Terrasse am Campingkocher kochen. Spiritus auf die Einkaufsliste!
Kochen aus Solar ohne Akku: Quatsch, Leistung zu gering.
Kochen abgehakt. Nächste Zeile der Matrix: Wasserkocher betreiben:
Auf Reise: Unnötig, da koche ich eh auf ner Flamme (entweder Spiritus oder E).
Zu Hause: Wasserkocher in der Küche an 230VAC betreiben, fertig.
Zu Hause bei Stromausfall: Dieser Punkt ist wichtig, weil bei Stromausfall die Zentralheizung nicht funktioniert. Ich könnte stattdessen frieren, bin aber pissig auf die Idioten, die diesen Energieengpass verursachen. Will unter deren Mist nicht leiden. Will außerdem ein Suffizienz-Experiment fahren, welche Zimmertemperatur ich brauche. Also will ich Wärmflaschen haben. Wärmflaschen sind vorhanden. Jetzt braucht es noch warmes Wasser.
Also entweder 36 V Akku -> Wechselrichter 230 V -> 1,5 kW Wasserkocher. Oder: 36 V Akku -> DC/DC auf 12 V (Bordnetz) und daran einen 12 V Wasserkocher betreiben. Der kann im übrigen auch direkt aus PV betrieben werden. Der 12 V Wasserkocher (750 ml Thermoskanne mit eingebauter Heizwendel) ist schon angekommen. Für diese Lösung sind also alle Teile bereits vorhanden. Aber funktioniert das auch? Das Ding leistet (angeblich) 120 W. Mit 120 W erhitzt man theoretisch 0,5 Liter Wasser pro Stunde um 52 K. Also 8°C -> 60°C. Das ist wenig aber ok. Ich kann ja das Wasser aus den erkalteten Wärmflaschen wiederverwenden, dann ist es schneller warm. Einkaufsliste: Stabthermometer für 60°C Wasser. Außerdem noch einen zweiten dieser Wasserkocher bestellen? Den erst mal ausprobieren.
Wasserkocher ohne Akku an PV betreiben: Alles vorhanden. Hängt nur von der Sonne ab, ob das funktioniert. 420Wp sind zugegebenermaßen für den Winter einfach zu wenig. Wenn ich könnte, würd ich mehr PV kaufen aber das geht in dieser Wohnung nicht.
Laptop:
Auf Reise: 36VDC auf 20VDC vorhanden. (Es steht noch aus einem anderen Faden die Frage im Raum, ob der Laderegler im Laptop nicht auch 36V annehmen würde. Das probiere ICH nicht aus.)
Zu Hause: Mit Netzteil an 230VAC. Erledigt.
Zu Hause bei Stromausfall: Siehe "auf Reise"
Rechner direkt an PV betreiben: Lohnt den Aufwand nicht. Einfach sein lassen.
Handy und andere USB Verbraucher:
Unterwegs: 36V -> 12V Bordnetz -> 5V USB Buchse. 2 Stück vorhanden. Erledigt.
Zu Hause: Mit Netzteil an 230VAC betreiben. Erledigt.
Zu Hause bei Stromausfall: Siehe "unterwegs".
Bartscherer:
Unterwegs: Der wird mit 12 V betrieben. Da muss ich nur den Stecker ändern, dann kann ich den aus meinem Bordnetz laden.
Zu Hause: Mit Netzteil an 230VAC betreiben.
Zu Hause bei Stromausfall: Siehe "unterwegs".
Elektrisches Licht:
Ach, ist den Gedanken nicht wert. Ich hab meine Stirnlampe (siehe USB-Verbraucher), mehr Licht BRAUCHT man nicht.
Lötkolben:
Der wäre zu Hause bei Stromausfall wichtig. Weil dann werd ich die ganzen Ideen haben und muss dann Stecker umlöten um die Provisorien ans Laufen zu bringen. Aber deshalb jetzt den Wechselrichter kaufen? Och nöö, da sollte ich wohl lieber dafür sorgen, dass ich vor dem Stromausfall die ganzen Gedanken gemacht und die Kabel konfektioniert habe!
Einkaufliste:
Spiritus hamstern, wird nicht schlecht, brauch ich nächstes Jahr auf Velotour eh.
Stabthermometer
evtl. zweiter 12 V Wasserkocher
Alles andere ist dann schön zu haben aber nicht NÖTIG. In Anbetracht dessen, dass ich kein Geld zu viel hab, sollte ich es dann wohl dabei belassen.
Dennoch geht es in diesem Faden ja um den Wechselrichter:
Eingangs hatte ich so rumgeeiert ob es jetzt einen Wechselrichter braucht oder einen MPPT (Solar-Laderegler). Weil ich gerne ein Gerät für alle Eventualitäten hätte. Ich wollte das am liebsten an 12VDC und an 36VDC und an 48VDC betreiben können. MPPTs haben einen weiten Spannungseingang, decken das aber auch nicht alles auf einmal ab. Dazu sind MPPTs wirklich nervig oft Netzgebunden, funktionieren also nur bei Netzanschluss. Und der ist bei Stromausfall nicht gegeben also kommen die nicht in Frage. MPPTs über 1kW sind in der Regel auch direkt 3kW oder 6kW stark und dementsprechend teuer. Und noch vollgestopft mit Schnickschnack: Batterieladefunktion, Bluetooth, Displays Konfigurierbarkeit und wahrscheinlich sind auch Innovationen drinne. Also genau sowas, was ich nicht haben will. Vergessen wir das.
Wechselrichter: Oben wurden von euch viele Beispiele für Wechselrichter 36VDC -> 230VAC genannt. Danke dafür. Ich hatte zunächst keine gefunden. Musste mich erst von der Idee des weiten Eingangsspannungsbereichs trennen. Und macht ja auch wieder Sinn: Zumindest eine sinnvolle Untergrenze am Spannungseingang sollte zum Schutz der Akkus vor Entladung gegeben sein. Also macht es schon Sinn, dass es dedizierte 36V Wechselrichter und 48V Wechselrichter gibt. Yati hat auf die Sache mit der "Reinen Sinusspannung" hingewiesen. Ansonsten hängt der Preis von der Leistung ab. Bis 1,5kW gibt es zwischen 100 und 200€. Ab 2kW kosten die dann eher so 350€ usw.
Auf mich macht tatsächlich dieser Tipp hier einen guten Eindruck: https://www.dwe-oss.de/wandler/wechselrichter/#result
Es gibt aber oben auch den Link zu richtig teuren Geräten und Ebay/Amazon/Ali empfehlen eben auch noch die niedrigere Preisklasse. Kann zu der Tauglichkeit und Angemessenheit nichts sagen, habe keinerlei Erfahrung.
Danke euch für die Klärung. Ich bin dann für meinen Teil mit dem Thema erst mal durch.